FOODSHARING Schweiz – Das Engagement gegen Lebensmittelverschwendung
Rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel für die Schweiz geht während der kompletten Lebensmittelkette verloren. Dies ist eine unglaublich hohe Zahl, welche nicht nur vom ökologischen, sondern auch vom moralischen Standpunkt her nicht vertretbar ist. Betriebe, aber auch private Haushalte, entsorgen aus rechtlichen oder überschüssigen Gründen Lebensmittel. Um diesem Wahnsinn entgegenzuwirken und verantwortungsvoller mit Lebensmitteln umzugehen, engagiert sich die mittlerweile internationale Bewegung foodsharing.
Foodsharing Schweiz ist ein ehrenamtlich basiertes Projekt, welches sich aktiv darum kümmert, die Verschwendung von Lebensmitteln zu verhindern oder zumindest stark zu reduzieren. Ein solches Engagement ist äusserst lobenswert und verdient höchste Anerkennung und Respekt. Je mehr Menschen hier teilnehmen desto schneller kann ein unnötiges Verschwenden von Nahrungsmitteln verhindert werden. Wir zollen dieser Initiative grossen Respekt und möchten daher einen Blick hinter die Kulissen von foodsharing Schweiz bieten.
Dafür haben wir uns mit Peter Tönnies, einem von 5 Botschaftern von foodsharing Zürich, unterhalten. Er hat unter anderem die Aufgabe interne Mitglieder zu verwalten und zu schulen aber auch externe Vorträge zu halten und Betriebe bezüglich der Eindämmung von Lebensmittelverschwendung zu unterstützen.
Wie können Sie den Betrieben dabei helfen, weniger Lebensmittel wegzuwerfen?
Peter Tönnies: „Konkret schaue ich mir Prozesse in Restaurants oder Supermärkten an und berate oder schule die Betriebe, welche sich zu wenig mit dem Thema auseinandersetzen oder keine Zeit dafür investieren können oder wollen. Oftmals versuchen wir dann lokale Kooperationen mit karitativen Einrichtungen oder ähnlichem einzurichten und als Vermittler zu fungieren. Falls dies nicht klappt kommen als letzte Instanz Mitglieder von foodsharing vorbei, um die Lebensmittel abzuholen.”
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Von Foodsharern bis zu Foodsavern
Foodsharing Schweiz zählt über 1400 Mitglieder, sogenannte Foodsaver, welche berechtigt sind Lebensmittel abzuholen. Diese Foodsaver, welche speziell geschult und überprüft werden helfen dabei Essen abzuholen und es aktiv zu verteilen. Des Weiteren werden mittlerweile in mehreren grösseren Städten Fair-Teiler aufgestellt. So nennen sich von foodsharing platzierte Kühlschränke, welche für alle frei zugänglich sind und die regelmässig von Foodsavern gefüllt werden. Registrierte Nutzer, sogenannte Foodsharer, gibt es knapp 15000 in der Schweiz.
„Die Foodsaver sind sehr dezentral verteilt und vor allem mit dem Velo unterwegs. Die meisten Einsätze dauern etwa 30 Minuten. Das Ganze klappt sehr gut, und wir haben aktuell an die 40 Kooperationen in Zürich, wo regelmässig Lebensmittel abgeholt werden.“
Die Foodsaver werden von den Verantwortlichen verifiziert, um einen seriösen und komplikationslosen Ablauf zu garantieren. „Die Lebensmittel werden oftmals im privaten oder Firmen- bzw. Studienumfeld verteilt oder je nach Menge auch selbst konsumiert. Das ist dann auch der schönste Part, das Verschenken. Gratis Essen kommt ja grundsätzlich überall gut an“, merkt Tönnies schmunzelnd an.
Flüchtlingstandem – eine sinnvolle Projektidee
Die foodsharing Initiative besteht und funktioniert schon seit über 5 Jahren sehr gut, ist aber auch stets offen für neue Projekte. Seit geraumer Zeit kamen sie auf die Idee, bedürftige Flüchtlinge mit in der Nähe wohnenden Foodsavern zu verknüpfen. Aktuell sind bereits über 100 solcher Tandems gebildet worden und sobald etwas von den Foodsavern abgeholt wurde, kann dieser eine kurze Nachricht an sein „Gspänli“ senden, ob dieser Lust auf bestimmte Lebensmittel hat.
Foodsharing konkurrenzieren sich zudem nicht mit der AOZ (Asylorganisation Zürich) und der Schweizer Tafel zusammen, sondern arbeiten ergänzend zusammen. Sie holen zum Beispiel auch dort überschüssige Lebensmittel ab und retten noch gut erhaltene Produkte vor dem Abfallcontainer, wo die Tafel keine Einsätze leisten kann.
Prävention beginnt bei uns: 45% der verschwendeten Lebensmittel werden zu Hause weggeworfen
„Wenn wir mal darauf achten, was alles im Mülleimer landet, aufgrund des Mindesthaltbarkeitsdatums, ist dies schon enorm. Auch in Anbetracht dessen, dass fast alle dieser Lebensmittel völlig unbedenklich noch länger konsumiert werden können“, stellt Tönnies fest.
Laut einer Studie, welche vor einigen Jahren erhoben wurde, werden etwa 45% aller verschwendeten Lebensmittel in der Schweiz zu Hause weggeworfen.
„Das Thema Foodwaste verzeichnet in der Schweiz einen starken Anstieg des persönlichen aber auch unternehmerischen Interesses und ich werde mittlerweile an vielen Orten für Vorträge oder auch Schulungen eingeladen, was natürlich eine sehr positive Entwicklung ist“, konstatiert Tönnies zufrieden.
Steigendes Interesse der Bevölkerung geht gleichermassen mit einem steigenden Interesse der Betriebe einher. „Ich bekomme mittlerweile immer mehr Anrufe von Betrieben, die gerne mit uns zusammenarbeiten wollen und sogar auch damit werben, dass bis zum Ende der Wertschöpfungskette keine Lebensmittel weggeworfen werden, sondern bei foodsharing landen “.
Jeder kann mithelfen
Sind wir mal ehrlich zu uns. Jeder von uns hat praktisch schon einmal zu viel eingekauft, und musste die Lebensmittel schweren Herzens mit dem Abfalleimer bekannt machen. Es geht aber auch anders. Denn sich anzumelden und die überschüssigen Lebensmittel anderen anzubieten ist ganz einfach. Auf der Homepage https://foodsharingschweiz.ch/ kann man sich in wenigen Sekunden registrieren und schon ist man dabei.
Um zu sehen, wo in seiner Umgebung Lebensmittel privat oder in gefüllten Fair-Teilern angeboten werden, klickt man einfach auf die Karte.
Bedarf gibt es bei foodsharing Schweiz auch im Bereich der IT. Da das foodsharing Projekt auf ehrenamtlicher Basis aufgebaut ist, läuft diesbezüglich noch nicht alles ganz optimal. Serverkosten müssen gedeckt werden, die Homepage und die Kontaktaufnahme zu den Foodsavern muss reibungslos funktionieren. „Heutzutage haben die meisten Mitglieder nur noch ein Smartphone und sind auch nur noch über diese Kanäle erreichbar. Um viele unserer Abläufe noch besser zu organisieren, wäre eine App für Foodsharer und Foodsaver eine grandiose Sache“, wünscht sich Tönnies.
Wir von unserer Seite wünschen foodsharing einen wachsenden Erfolg und weiterhin ein solch achtenswertes Engagement um unserer Umwelt, unserer Natur und unseren Tieren etwas Gutes zu tun.